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Hier eine  KurzBESCHREIBUNG der Figur des
Salzburger Hanswurst:

Vom Mittelalter bis ins Jetzt begleitet

die Salzburger ihr Hanswurscht!

 
Der Salzburger HanswurschtPapagenos Urahn.

Der Salzburger Hanswurscht ist ein „Narr“, den man sofort an seinem fröhlich bunten Äußeren erkennt. Er trägt traditionell einen ziegelroten Wams, eine naturfarbene (gelb) Lederhose. Das (salzburger-) blaue Innenleben der aufspringenden Falten in den Ärmeln und unter dem Brustteil der Joppe ist die behutsame "Erneuerung" der Joppe mit der ich die Lebendigkeit, Buntheit und Vielfärbigkeit der Figur des Salzburger Hanswurst auch sichtbar zum Ausdruck bringen wollte. Seine typischen Attribute sind der hohe, grüne (Spitz)Hut (Narrenkappe) mit zwei „schneidigen“ weißen Federn und seine Pritsche. Folgerichtig wurde Stranitzky, ab  1711 Direktor, Prinzipal am Kärntnertortheater, „der Pritschenmeister“ genannt. Aber zu ihm komme ich noch am Ende dieser Zeilen. Der Salzburger Hanswurscht ist eine Figur, dessen Wurzeln aus dem Hochmittelalter uns bis ins Heute verbinden. Im Mittelalter war er eine, im Brauchtum mit vielschichtigen Aufgaben betraute Begleitfigur vor allem bei den Schwerttänzen, was sich bis heute auch erhalten hat. Heute ist er noch immer eine unverzichtbare Figur beim „ historischen Salzburger Bindertanz “­, dem Zunfttanz der Faßbinder (Brauereien), als Reiftanz (mit dem immergrünen Buchs (-baumzweige) gebunden) ausgeführt. Dieser Männertanz hat sich geschichtlich, lt. Richard Wolfram (* 16. Sept. 1901 - † 30. Mai 1995), aus einer Tages­version des besonders feierlichen nächtlichen Schwerttanzes entwickelt! Ein Männertanz deshalb, und das will ich hier ganz klar festhalten, da im Mittelalter noch jede kultische Betätigung als "höchst gefährlich" gesehen wurde, man befand sich dabei ja im Ungewissen, quasi zwischen Himmel und Hölle, und die Frau, immerhin die Gebärerin und Bewahrerin neuen Lebens, war als das "höchste Lebwesen von allen" auch besonders schützenswert und man wollte sie daher dieser Gefahr (auch Perchtenbrauchtum u.v.m.) auch nicht aussetzen,  ja man suchte sie davor zu schützen wo es nur ging!!
Der 
Hanswurscht hatte auch dort schon stets mitgestaltende, mittragende Aufgaben zu erfüllen. In der Tradition des Schwerttanzes selbst findet man den Hanswurscht heute z.B. auch noch beim Böcksteiner Schwerttanz (Gastein), auch wenn er sich dort einfach Narr nennt, rot/weiß (die traditionellen Kultfarben) gewandet ist, wie er auch statt der Pritsche ein „Narrenzepter“ hat. Später, bis weit in das 18. Jahrhundert hinein, wurde er der, von den Jahrmarktbesuchern heiß geliebte Begleiter der Ärzte und Quack­salber auf den „Arztständlbühnen“. Dort suchte er als „Lustigmacher“ auf den Pawlatschen der Jahr­märkte die Patienten und Zuschauer von den oft durchaus schmerzlichen Geschehnissen der, vor Ort auf der Bühne hinter einem Sichtschutz Behandelten, noch lautstärker mit seinem Klamauk und seinen Possen abzulenken. Vor allem hatte er die Aufgabe, die Neugier der Jahrmarkt-/Kirtagsbesucher auf die Heilkünste des Behandlers, des Arztes, Baders, Wundarztes, Wund- und Steinschneiders, Zahnbrechers etc. lenkend zu wecken. Damals mußte sich der Arzt ja noch am freien Markt gegen viele Mitbewerber behaupten!
Auch in dieser Hinsicht sind, dank Komm. Rat. Erwin Markl, die Verbindungen des Salzburger 
Hanswurscht zu seinen Wurzeln besonders lebendig geblieben bzw. 1977 wiederbelebt worden, treibt es ihn doch noch sehr lebendig und ebenso hungrig wie durstig als immer noch gern gesehene, lebende Symbolfigur, jedes Jahr um den 24.9. am Salzburger Rupertikirtag , abgehalten zu Ehren des Landespatrons der Salzburger, der „Hl. Rupert“, um! Auch die Salzachschiffer von Laufen kamen in den Wintern auf Ihrer Bühne, dem Laufener Schiffertheater, nicht ohne ihren, den Salzburger Hanswurscht aus. Diesem kommt ein nicht unbeträchtlicher Gutteil dafür zu, daß der Hanswurscht zu einer salzburgtypischen Lokalfigur wurde, liebten doch die Salzburger gerade diesen Hanswurscht ganz besonders und verinnerlichten ihn als den Ihren.  Salzburg  wurde bekanntlich erst 1815/16 Österreichisch, bis dahin war es ein zunächst reiches, später dann aber leider doch verarmtes, deutsches Erzbistum weshalb genau genommen auch Mozart, der bekanntlich vom 27. Jänner 1756 bis 5. Dezember 1791 lebte, nie Österreicher, wohl aber unbestreitbar Salzburger war. Mühldorf am Inn, das als einziger bayrischer Ort heute noch "rot/weiß" und nicht "weiß/blau" trägt, wurde erst 1802 bayrisch und auch Laufen fiel erst 1816 durch Metternichs Verzicht darauf endgültig an Bayern.

Von den Arztständlbühnen, aber auch vom Schiffertheater ist der Salzburger Hanswurscht Anfang des 18. Jhdt. durch J. A. Stranitzky (1676 – 1726), selbst immatrikulierter Zahnarzt und begnadeter Stegreifkomödiant, in Sprache und äußerem Erscheinungsbild inspiriert von den Lungauer Sauschneidern auf die Theaterbühne des Wiener Kärntnertortheaters, und somit auf die Bühnen des "deutschen Volkstheaters", gekommen. Dort trug er stets sein Herz auf der Zunge, sprach spontan aus was er dachte und nahm sich dabei auch kein Blatt vor den Mund. Dort behauptete er auch immer „ein Salzburger Bauer“ zu sein, vom „Geschlecht der Sauschneider“, daher der Bezug zum „Salzburger Lungau“, abzustammen oder stellte sonst einen Bezug zu seiner „Salzburger Herkunft“ her. Der Salzburger Hanswurscht, vor allem auch im deutschen Volkstheater, dem Kärnertortheater, sprach auch immer aus, wo dem einfachen Volk der Schuh drückte. Die Obrigkeit hatte den Vorteil, daß sie mit ihm eine unverzichtbare Informationsquelle hatte und dabei seine ehrlich unverblümten Sager jedoch mit einem „laßt in nur reden den „Hanswurschten“ abtun konnten. Eine Redewendung, die bis heute eine geflügelte blieb. Gleichzeitig hatten die einfachen Leut´, die Bürger, das Volk am Land, eine Art Ventil. Somit war der Salzburger Hanswurscht auch immer ein gesellschaftlich äußerst wichtiges Bindeglied im Volk und vor allem auch zwischem dem Volk und "denen da oben". Viele Menschen konnten sich, wie auch ihr geheimstes Denken und Fühlen, in ihm wiederkennen. Schließlich gelangte er sogar noch in der Figur des erdverbundenen, alles irdische und „fleischliche“, Mädchen, gutes Essen sowie Trinken und Plaudereien liebenden, mit allen menschlichen Schwächen  aber auch Liebenswürdigkeiten versehenen, ebenso gutgläubigen wie bauernschlauen, liebenswerten und frohsinnigen Freigeist und farbenfrohen Vogel(„Freiheit“)­menschen Papageno durch die Oper (W.A. Mozart – Zauberflöte) auf die Weltbühnen und zu weltweiter Bekanntheit! Nicht selten hört man besonders zur Festspieleröffnungszeit (Salzburger Fackeltanz) wenn sich der Salzburger Hanswurscht unter die Leut´ gen Residenzplatz mischt, „schau, der Papageno“. Auch am Rupertikirtag habe ich sowas schon vernommen. Daran erkennt man auch wie archetypisch diese Figur, librettistisch von Schikaneder (1751-1812) und von Mozart musikalisch, in der Zauberflöte beschrieben ist; auch wenn ihn in der Oper ein Federkleid schmückt. Auch sind diese Reaktionen ein Beleg für die archaisch gemeinsamen Wurzeln des Salzburger Hanswurschtes und des Papagenos. Es zeigt mir auch wie tief die Figur noch immer im Urgedächtnis der Menschen verhaftet ist! Emanuel Schikaneder (* 1751 in Regensburg, als jüngster von 12 Geschwistern; in Wien am 21. September 1812), der unter aktiver Mitwirkung Mozarts (* 27. Jänner 1756 in Salzburg, als jüngster von 7 Kindern; 5. Dezember 1791 in Wien) das Libretto schrieb, spielte selbst 1791, bei der Uraufführung im „Schikanedertheater“ wie die Wiener das Freihaustheater (Theater an der Wieden), das er von 1789 bis 12.6.1801 (Abschiedsvorstellung; auch mit der Zauberflöte) leitete, bald nannten, den Papageno, Mozart selbst dirigierte und dessen Schwester Constanze spielte und sang 1791 am 30. September die Königin der Nacht. Allein im Kärntnertortheater, das J.A. Stranitzky 1711 als der Hanswurst, Pritschenmeister wie man ihn, den Prinzipal, heute Theaterdirektor, nannte und als Begründer des deutschen Volkstheaters groß machte, und in dem Schikaneder auch (ab 1785) spielte, wurde die Zauberflöte von 1801 bis 1812 knapp 140 mal aufgeführt. Schikaneder schrieb 1780 auch ein Lustspiel „Das Regensburger Schiff“, in Anlehnung an Sebastian Brandt´s „Narrenschiff“ (???), in dem er sich in der Figur des Offiziersdiener Budel eine, wie damals üblich, „derbe Hanswurstrolle“ auf den Leib schrieb.

Schikaneder spielte alle ersten Rollen gleich ob klassische oder auch die des Hanswurst . Schikaneder galt wie die Hanswurste Josef A. Stranitzky, Gottfried Prehauser sowie auch Johann La Roche (Kasperl) und Anton Hasenhut (Thaddädl; heute noch bekannt im, eher zärtlich wohlwollend gemeinten, Ausdruck des „Dädl“; z.B. „….. na, du Dädl …..) als einer der großen Komiker eigenständiger Prägung des  deutschen, des Alt-Wiener Volkstheaters im 18. bis Anfang 19. Jhdt., der Zeit vor Ferdinand Raimund (* 1. Juni 1790 in Wien;5. September 1836 in Pottenstein).

Aber auch Don Giovanni (Libretto von Da Ponte) nannte seinen Diener Leporello  am Ende der 12. Szene des 3. Aktes "Oh, veccio buffonissimo! = was zumeist mit "Oh, alter Hanswurst!" übersetzt wird, einen "Hanswurst" als dieser vor der Inschrift unter der Statue des Kompturs, des späteren steinernen Gastes, erschauderte.

Somit ist, wie ich hoffe, die brennende Frage nach dem „warum der  Hanswurscht ein Salzburger ist“ geklärt, beantwortet. Freilich liebten gerade die Salzburger (Schiffertheater, Frühjahres- und RupertiDULT, Sauschneider) ihren Hanswurschtn, auch kurz Wurschtl, schon besonders genauso wie ihn die Wiener (über Stranitzkys Stegreif-Schauspiel) innig liebten und auch als den ihren bezeichnen! Somit ist der lebenshungrige Hanswurscht, sowohl Salzburger als auch Wiener (Wurstlprater), und damit also nicht nur ein waschechter Salzburger sondern auch ein typischer Österreicher.

Indem er das Feuer lebt, bleibt der Salzburger Hanswurscht auch heute in den Herzen der Menschen lebendig. Er versteht sich als lebendige Brücke aus der Tradition in das Heute, als Symbol für selbstverständlich gelebtes Brauchtum sowie , selbst ländlich geprägt und in der Stadt zu Ruhm gekommen, als Verbindung von Stadt und Land. Auch ist er eine Brücke von der Volkskultur zur Hochkultur was auch heute immer noch zur Festspieleröffnung im Blumengruß beim Salzburger Fackeltanz Ausdruck findet.  

Er ist als „der Hanswurst“ heute noch ein Begleiter vieler Bräuche, vom Perchtenbrauchtum (Tresterer), Schützenwesen (Zieler, heute noch im Salzkammergut und in Laufen lebendig gebliebene Tradition; Pritschenmeister, der für Ordnung und Disziplin sorgt) bis hin zum Zunfttanz (Schwert- und Bindertanz) um nur einige markante Beispiele zu nennen, und somit keinem Brauch, wie auch keinem Verein allein zuordenbar.

Den Salzburger Hanswurscht trifft man außer um den 24. September am Rupertikirtag im Herzen Salzburgs, am 1. Mai beim Maibaumaufstellen im Petersbrunnhof (Stadt Salzburg), Ende Juli beim Fackeltanz (Blumengruß mit den Kindern) wie auch vor allem bei den Auftritten der „historischen Bindertanzgruppe Salzburg“.

Selten unterliegt er heute dabei einem festgelegten "Programm", wenngleich ihm stets eine mittragende, mitgestaltende Rolle zukommt. Alleine seine Anwesenheit erfreut zumeist, denn er lebt ganz selbstverständlich den Traum wohl eines jeden von uns :„unverwechselbar einzigartig, gar auffällig zu sein und dennoch ganz selbstverständlich überall dazu zu gehören, ja herzlich willkommen zu sein“ - deshalb eben nicht ausgegrenzt zu sein. Zudem darf er ungestraft auch vorlauter, ehrlicher sein  als der "Normalbürger"- denn man kann ja immer sagen "laßt ihn nur reden den Hanswurschtn".

Seine Pritsche ist, wie sein typischer grüner Spitzhut (Narrenkappe -krone) auch, eines der Attribute an denen man ihn unzweifelhaft erkennt!  Die Pritsche steht von der Symbolik her in der selben Reihe mit der (Lebens-)Rute (Winter- Perchtenbrauchtum), die ja auch mit dem Maibaum (daher auch Hanswurstens besonderer, symbiotischer Sinnbezug auch zum  Maibaumaufstellen !!!) in derselben Linie steht, und so ist es auch ganz klar, daß ein  Klaps mit ihr, vorzugsweise auf das Hinterteil (Sinn von alters her: am nächsten zum "Ort der Fruchtbarkeit" gelegen) der Mädchen und jungen Frauen, Glück, Segen und vor allem Fruchtbarkeit (kann auch im Geiste - Ideenreichtum, Schlauheit - sein) schenken soll! Also wird die Pritsche wie die Rute eingesetzt, allerdings in der ursprünglichen Bedeutung und niemals auch nur ansatzweise als Züchtigungsinstrument!!! Ein Klaps mit der Pritsche ist kein sexistisch derber Übergriff, sondern vielmehr mit ungemein wohlwollenden Gedanken verknüpft!! Zum Züchtigungsinstrument wurde die Rute erst vom Christentum (der bestrafende Krampus als Gegenpol zum belohnenden hl. Nikolaus) (leider!!) verdreht und umgedeutet, als aus den Perchten der Krampus wuchs.

Der Salzburger Hanswurst ist auch heute noch ein , zugegeben manchmal "frecher"; Freigeist sowie ein Symbol für:
Fruchtbarkeit, daher auch sehr gern auf Hochzeiten gesehen, auch als der, der die Braut stiehlt,
unbändige Lebensfreude, herzlicher Lebensliebe und
damit Sinnbild für die kultivierte Lebensliebe
und Frohnatur der Salzburger!

Wer waren die  Menschen hinter der Figur seit 1977  und

wer ist der  Mensch dahinter heute  ?

Gut, und  wo trifft man ihn , wird sich manch einer fragen?
Ganz  einfach :
  hier! 

Hanswurst mit Sohn




















  Der
Salzburger Hanswuascht „mit seinem Nachwuchs“ - Sohn Rupert
  Anlaß: Eröffnung Salzburger Festspiele anno 2003 (Fackeltanz)

Bildnachweis:  Manfred SIEBINGER    (e-Post) , Reportagen & Fotos

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